Die Bortle Skala
Endlich habe ich es ausprobiert. Mal versucht herauszufinden, wie dunkel es an meinem üblichen Beobachtungsplatz ist. Und das Hilfsmittel, das für solche Überlegungen zumindest üblich ist, nennt sich Bortle Skala.Ursprung und Idee
John E. Bortle hat im Februar 2001 in der Zeitschrift Sky & Telescope einen Artikel veröffentlicht und darin eine Skala aufgestellt, mit der die Helligkeit des Himmels beurteilt werden konnte. Natürlich war das nichts Neues. Die Himmelshelligkeit kann zum Beispiel auch über die dunkelsten, noch mit dem Auge sichtbaren Sterne bestimmt werden. (Der Ausdruck dafür ist NELM - Naked-Eye Limiting Magnitude). Allerdings hängt dieser Wert viel zu sehr vom Benutzer ab. Wie gut ist die Übung? Wie viel Zeit wird aufgewendet. Auch ein Messen der Helligkeit ist nicht einfach und nicht jeder hat die Ausrüstung.Damit ist die Idee der Skala eine (halbwegs) akkurate Beurteilung zu erlauben, ohne von den visuellen Fähigkeiten all zusehr abhängig zu sein und ohne viel Zeit zu beanspruchen.
Anwendung
Die Bortle Skala unterscheidet 9 Kategorien. Von perfekten Bedingungen (Bortle-1) bis Stadtzentrum (Bortle-9). Für jede der Kategorien wird eine Reihe von Kriterien definiert, die für sich genommen schnell und einfach zu überprüfen sind. Anhand erfüllter Kriterien kann dann abgeschätzt werden, in welche Kategorie der aktuelle Beobachtungsplatz fällt.Für Kategorie 1 sind die Kriterien zum Beispiel:
- Zodiakallicht bis zu hohen Winkeln, Gegenschein und Zodiakalband über den ganzen Himmel sind direkt sichtbar.
- M33 (Dreiecksnebel) ist ohne Hilfsmittel sichtbar.
- Die Skorpion und Schütze Regionen der Milchstraße werfen einen Schatten.
- Jupiter und Venus verschlechtern die Dukeladaption
- Nachthimmellicht ist sichtbar.
- Die eigene Ausrüstung ist nicht sichtbar.
All diese Kriterien sind, etwas Fachwissen vorausgesetzt, leicht und direkt zu überprüfen. Alle Kriterien hier aufzulisten ist müssig. Da sei auf den Originalartikel verwiesen. Hier allerdings die Namen der 9 Kategorien:
Excellent dunkler Ort → Wirklich dunkler Ort → Auf dem Land → Übergang zum Vorort → Vorort → Heller Vorort → Übergang zur Stadt → Stadt → Stadtzentrum.
Mein Beobachtungsplatz
Die App "Clear Outside" gibt für meinen Beobachtungsplatz Bortle-3 an. Sehr vielversprechend. Mehr kann man, glaube ich, nicht ohne viel Aufwand erwarten. (Zum Ort habe ich ja schon etwas geschrieben.) Also habe ich vor dem Ausflug die Kriterien für Bortle-3 und Bortle-4 genauer gelesen und versucht in der Nacht mal anzuwenden. Funktioniert wirklich gut. Vor allem M33 als Referenzobjekt hat sehr geholfen.Ganz allgemein könnte ich mir schon vorstellen, dass Bortle-3 an dem Ort möglich ist. Für den konkreten Abend schätze ich allerdings eher Bortle-4. Es gab etwas hohe Wolken (viel Wasser in der Luft?), wodurch die Sichtbarkeit von Himmelsobjekten doch verschlechtert wurde. Das machte mir dann auch noch deutlich: Die Bortle-Skala gibt nicht die Qualität eines Beobachtungsplatzes an, sondern "nur" die Qualität in der gegebenen Nacht. Das kann sich natürlich alles ändern. Von einer Nacht zur anderen und selbstverständlich auch langfristig.
Bleibt noch die Liste der Kriterien und meine Einschätzung vergangenen Mittwochabend.
- Bortle-3
- ⬆ Einige Anzeichen von Lichtverschmutzung am Horizont
- ⬆ Wolken nahe dem Horizont erscheinen leicht beleuchtet
- ⬅Die Milchstraße erscheint komplex
- ⬇ M4, M5, M15 und M22 sind ohne Hilfsmittel prolemlos
- ⬇ M33 ist peripher leicht zu sehen.
- ⬅ Das Zodiakallicht ist beeindruckend und Farbe ist angedeutet
- ⬆ In 10m Abstand kann das Teleskop erahnt werden
- Bortle-4
- ⬇ Deutliche Lichtverschmutzungskuppeln in verschiedenen Richtungen.
- ⬆ Das Zodiakllicht ist deutlich, reicht aber nicht weiter als 45°
- ⬆ Die Milchstraße ist deutlich sichtbar, zeigt aber nur die deutlichsten Strukturen.
- ⬆ M33 ist nur über 50° Höhe mit peripherem Sehen zu erkennen. (War niedriger an dem Abend)
- ⬆ Wolken in Richtung der Lichtverschmutzung sind beleuchtet aber auf der Oberseite noch dunkel.
- ⬅ Das Teleskop ist gut zu erkennen.
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